Dr. Kurosch Borhanian

Facharzt für Chirurgie

Proktologie ・ Endoskopie ・ Venen & Ästhetik ・ Schilddrüsenchirurgie

Schilddrüsen-Chirurgie

Um als PatientIn eine fundierte Entscheidung bezüglich der Operation an Schilddrüse oder Nebenschilddrüse treffen zu können, kann es hilfreich sein, vorab einiges an Informationen einzuholen. Hier möchte ich Ihnen wesentliche Inhalte vorstellen, da ich davon überzeugt bin, dass Patienten gut informiert und aufgeklärt sein sollten!

Die Schilddrüse regelt eine Vielzahl von Stoffwechselvorgängen im Körper und kann Ursache vieler Erkrankungen sein. Es kann eine diffuse Vergrößerung auftreten, gutartige sowie bösartige Knoten können sich bilden und in der Schilddrüse können Zysten vorkommen. Zudem können Unterfunktion oder Überfunktion vorhanden sein und Symptome verursachen.

Abklärung / Diagnostik

Anatomie der Schilddrüse

Die Schilddrüse liegt direkt an der Vorderseite der Luftröhre und hat eine schmetterlingsähnliche Form. Bei Frauen hat sie ein Volumen von etwa 18ml, bei Männern 25ml – damit ist sie im gesunden Zustand weder sichtbar noch tastbar. 

An der Hinterseite sind oben und unten paarig die Nebenschilddrüsen angelegt – bei den meisten Menschen insgesamt 4 Stück. Die Blutversorgung erfolgt über eine obere und untere Arterie, die jeweils aus der äußeren Halsschlagader und der Schlüsselbein-Schlagader entspringen. Wichtig ist noch der Stimmbandnerf – Nervus laryngeus recurrens – der direkt an der Hinterseite der Schilddrüse Kontakt zu ihr hat und in den Kehlkopf einmündet, um dort die Stimmlippen zu bewegen. Mit diesem Nerv sprechen wir sozusagen. 

Schilddrüsenhormone

In der Schilddrüse werden Schilddrüsenhormone gebildet und gespeichert: Thyroxin, auch T4 genannt, da 4 Jodatome daran hängen, sowie Trijodthyronin – T3, das 3 Jodatome besitzt. Wie viel Hormon von der Schilddrüse gebildet wird, entscheidet die Hypophyse über die Ausschüttung des Hormon TSH (Thyroidea stimulierendes Hormon). 

 

Thyreoglobulin (TG)

Es wird kurz TG genannt. An diesem Protein der Schilddrüse findet die Bindung von Jod statt, sodass daraus T3 und T4 entstehen. Es eignet sich als Laborparameter für die Detektion von Schilddrüsengewebe – dies kann nach einer Schilddrüsenoperation hilfreich sein: Wird ein Eingriff aufgrund von Schilddrüsenkrebs durchgeführt, so lässt sich über das TG ein Rezidiv feststellen.

Das TG ist auch Ziel von Autoantikörpern, das sind Antikörper, die der menschliche Körper gegen sich selbst richtet. Die Antikörper werden TG-AK oder TAK abgekürzt und sind z.B. bei einer Hashimoto-Thyreoiditis erhöht. 

Calcitonin

Das Hormon Calcitonin senkt den Calciumspiegel im Blut. Damit ist es der Gegenspieler des Parathormons. Einen großen Stellenwert hat das Hormon noch als Tumormarker bei dem medullären Schilddrüsenkarzinom – dieser Tumor geht von den sogenannten C-Zellen der Schilddrüse aus. Calcitonin ist einer der wenigen Tumormarker, über die ein Karzinom diagnostiziert werden kann. Vor einer Schilddrüsenoperation muss es immer bestimmt werden. 

Parathormon (PTH)

Das Parathormon wird in den 4 Nebenschilddrüsen gebildet und erhöht den Calciumspiegel im Blut. Es mobilisiert Calcium aus den Knochen – ein dauerhaft erhöhtes PTH führt somit zu Osteoporose. Zudem fördert es die Calciumrückresorption in der Niere und stimuliert die Aufnahme von Calcium im Dünndarm. 

Als Besonderheit ist die sehr kurze Halbwertszeit des Hormons zu erwähnen – dies macht man sich bei der Operation von Nebenschilddrüsenadenomen zunutze. Bereits während der Operation lässt sich so im Labor die erfolgreiche Entfernung der erkrankten Nebenschilddrüse feststellen.

Schwangerschaft

In der Schwangerschaft steigt der Bedarf des Schilddrüsenhormons durch den gesteigerten Stoffwechsel um bis zu 50% an. Bis zum 2. Trimenon ist der Fötus gänzlich auf die Schilddrüsenhormone der Mutter angewiesen. Daher sollte besonders in der Schwangerschaft auf eine ausreichende Zufuhr von Jod geachtet werden. Eine Unterfunktion der Schilddrüse kann zu schweren Schäden des Kindes führen, bis hin zum Kretinismus.
Doch bereits vor einer Schwangerschaft ist eine richtig funktionierende Schilddrüse wichtig – eine Unterfunktion kann Ursache eines unerfüllten Kinderwunsches sein.

Erkrankungen

Struma

Als Struma wird eine krankhaft vergrößerte Schilddrüse bezeichnet. Die weibliche Schilddrüse hat üblicherweise 18ml Volumen, die männliche 25ml. Über die Ursache oder den Hormonstatus gibt dieser Begriff noch keine Auskunft. Die Vergrößerung entsteht beispielsweise bei mangelnder Jodzufuhr. Jod ist ein lebensnotwendiges Spurenelement, das nicht im Körper produziert werden kann, sondern über die Nahrung aufgenommen werden muss. Der Körper versucht also durch eine Vergrößerung des Organs das wenige Jod, das er erhält, noch effizienter zu nutzen. Mit der Jodierung des Speisesalzes ist diese Ursache in unserer Umgebung eher als historisch anzusehen. 

Die Einteilung der Schweregrade lautet nach WHO (Weltgesundheitsorganisation) wie folgt:

  • Grad 0: nur im Ultraschall feststellbar 
  • Grad 1: Vergrößerung tastbar 
  • Grad 1a: Tastbar und auch bei Rückwärtsneigung des Kopfes nicht sichtbar 
  • Grad 1b: Tastbar und nur bei Rückwärtsneigung des Kopfes sichtbar 
  • Grad 2: Tastbar und bei normaler Kopfhaltung sichtbar 
  • Grad 3: Sehr große Struma mit lokalen Komplikationen (z. B. Behinderung der Atmung)

 

Schilddrüsenknoten

Eine häufige Ursache für eine Struma sind Schilddrüsenknoten, die wiederum gutartig oder bösartig sein können. Sie können im Ultraschall detektiert werden und sollten sie Auffälligkeiten aufweisen, wird eine Feinnadelpunktion veranlasst. Hierbei werden kleine Zellverbände über eine feine Nadel aspiriert und unter dem Mikroskop auf Patholgien untersucht.

 

Hier sehen sie ein präoperatives Bild eines Patienten mit ausgeprägt vergrößerter Knotenstruma. Die Operation konnte ohne Spaltung des Brustbeins erfolgen, die Schilddrüse musste vom processus mastoideus (knöcherner Anteil unter dem Ohr) oben und von der Aorta – der Hauptschlagader – unten abpräpariert werden.

In den Computertomographie-Bildern unten erkennt man die Ausdehnung der knotig vergrößerten Schilddrüse gut.

Die Operation gelang problemlos und die Funktion von Stimmbandnerven und Nebenschilddrüsen blieb vollständig erhalten. 

Antikörper

Der Körper kann Antikörper gegen Bestandteile der Schilddrüse bilden, so entstehen die Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse. Man kann zwischen chronisch verlaufenden Immunthyreopathien und dem Morbus Basedow unterscheiden. 

Es gibt 3 wichtige Antikörper:

  • Thyreoperoxidase-Antikörper (TPO-Ak) 
  • Thyreoglobulin-Antikörper (TG-Ak / TAK)
  • TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK) 

 

Thyreoperoxydase- Antikörper (TPO-Ak) und Thyreoglobulin-Antikörper (Tg-Ak / TAK)

Der menschliche Körper produziert bei Autoimmunerkrankungen irrtümlicherweise Antikörper gegen sich selbst, so auch bei der chronischen Immunthyreoiditis. Hier werden Antikörper gegen die Thyreoperoxydase (TPO) und gegen das Thyreoglobulin (Tg) gebildet. Der Verlauf ist chronisch, oft kommt es erst nach Jahrzehnten zu einer relevanten Änderung der Schilddrüsenfunktion. Die alleinige Erhöhung der Antikörper TPO-Ak und Tg-Ak (manchmal auch TAK genannt) ist noch kein Behandlungsgrund. 

TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK)

Im Schilddrüsengewebe liegen Rezeptoren für das Hormon TSH – dagegen richten sich die sogenannten TRAK. Sie rufen das Krankheitsbild des Morbus Basedow hervor und sind bei 90% der Erkrankten erhöht. Es kommt zu einer Entzündung in der Schilddrüse und Schilddrüsenhormon wird vermehrt produziert – eine Schilddrüsenüberfunktion ist die Folge. Ein hoher Antikörperspiegel deutet beim Morbus Basedow auf eine hohe Aktivität der Erkrankung hin. 

Da die Antikörper auch am Bindegewebe hinter dem Auge eine Entzündungsreaktion hervorrufen, entsteht die sogenannte endokrine Orbitopathie, bei der die Augen deutlich hervortreten können. 

Antikörper senken

Durch das Spurenelement Selen können erhöhte Antikörper gesenkt werden und somit auch den Verlauf einer Autoimmunerkrankung bremsen. Jedoch sei hier nochmals erwähnt, dass die alleinige Erhöhung von Antikörpern noch keine Behandlungsindikation darstellt.

Überfunktion (Hyperthyreose)

Von einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) spricht man, wenn zu viel Hormon von der Schilddrüse gebildet wird. Die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow ist hierfür der häufigste Grund. Die Symptome sind unter einem gesteigerten Stoffwechsel und Grundumsatz zusammenzufassen und beinhalten:

  • Nervosität, Konzentrationsprobleme
  • Zittern (Tremor)
  • Gewichtsverlust
  • Schlafprobleme
  • Erhöhte Herzfrequenz (Tachykardie)
  • Bluthochdruck (Hypertonie)
  • Vermehrtes Schwitzen
  • Warm-feuchte Haut
  • Durchfall (Diarrhoe)
  • Haarausfall (Alopezie)
  • Zyklusstörungen bei der Frau
  • Erschöpfung und Abgeschlagenheit

Ursachen der Schilddrüsen-Überfunktion

Normalerweise wird die Hormonproduktion über einen negativen Rückkopplungsmechanismus über die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) gesteuert. Der Grund einer Schilddrüsenüberfunktion ist immer ein erhöhter Hormonspiegel von T3 und T4. Ursächlich dafür können Knoten in der Schilddrüse sein, die unkontrolliert Hormon produzieren (autonomes Adenom), oder eine Autoimmunthyreopathie (Morbus Basedow). 

Zu den seltenen Ursachen der Hyperthyreose gehören noch:

  • Bösartige Knoten mit hormoneller Überfunktion
  • Entzündung der Schilddrüse (Thyreoiditis)
  • Vermehrte Jodzufuhr (z.B. jodhaliges Kontrastmittel)
  • Hypophysentumore mit TSH-Produktion
  • Überdosierung von Schilddrüsenhormon in Tablettenform

 

Häufigkeit der Schilddrüsenüberfunktion

In der Bevölkerung ist etwa jede 100. Person von einer Schilddrüsenüberfunktion betroffen – zumeist bildet sich die Hormonstörung im mittleren Lebensalter aus; Frauen sind 5 bis 10 mal häufiger betroffen. 

Diagnose: Hyperthyreose

Bei Schilddrüsenerkrankungen sind immer Anamnese, Tastbefund, Ultraschall der Schilddrüse, Schilddrüsenszintigrafie und eine Laboruntersuchung nötig, um fundiert eine Diagnose stellen zu können. Bei auffälligem Befund wird zusätzlich eine Feinnadelpunktion (FNA) durchgeführt, um Zellverbände unter dem Mikroskop beurteilen zu können. 

Im Labor ist üblicherweise das TSH erniedrigt. Wenn das T3 im Normbereich liegt, handelt es sich um eine latente, also noch verborgene, Hyperthyreose. Ist T3 erhöht, spricht man von einer manifesten Hyperthyreose. 

In der Szintigrafie sind “heisse Knoten” Ausdruck von Arealen mit vermehrter Hormonproduktion; “kalte Knoten” produzieren kein oder nur wenig Schilddrüsenhormon. 

Therapie der Schilddrüsenüberfunktion

Es stehen mehrere Therapiemodalitäten zur Verfügung:

  • Thyreostatika 
  • Radiojodtherapie
  • Operation

Thyreostatika bremsen die Schilddrüsenfunktion ein. Mit ihnen kann also versucht werden, die Stoffwechsellage wieder in die Norm zu bewegen. Langfristig können sich durch die Einnahme die Leberwerte erhöhen. Es kommt zu keiner dauerhaften Heilung, sondern die Zeit bis zur Radiojodtherapie oder Operation wird verlängert bzw. überbrückt.

Bei der Radiojodtherapie wird radioaktives Jod eingenommen, welches sich in der Schilddrüse konzentriert ansammelt und so lokal Schilddrüsengewebe zerstört. Diese Therapieform kann beispielsweise gewählt werden, wenn eine Operation nicht möglich oder nicht gewünscht ist.

Mittels operativer Entfernung der betroffenen Seite der Schilddrüse, oder auch der ganzen Schilddrüse, ist die Ursache der Überfunktion beseitigt. Im Anschluss muss ein Präparat, das  Schilddrüsenhormon enthält, lebenslang eingenommen werden – so ist die Stoffwechsellage sehr gut steuerbar und ein normaler Hormonhaushalt kann erreicht werden.

Unterfunktion (Hypothyreose)

Bildet die Schilddrüse eine unzureichende Menge an Schilddrüsenhormonen (T3, T4), so spricht man von einer Hypothyreose. Die Beschwerden kann man unter einem herabgesenkten Metabolismus des gesamten Körpers zusammenfassen. 

Symptome der Schilddrüsenunterfunktion

  • Müdigkeit
  • Übermäßiger Schlafbedarf
  • Niedriger Puls
  • Verstopfung
  • Gewichtszunahme
  • Konzentrationsstörungen und Gedächtnisschwäche
  • Abgeschlagenheit
  • Kälteempfindlichkeit
  • Depression
  • Trockene und teigig verdickte Haut
  • Trockene Haare und Haarausfall
  • Zyklusstörungen bei der Frau
  • Erektionsstörungen

 

Ursachen der Schilddrüsen-Unterfunktion

  • Hashimoto-Thyreoiditis
    Durch die chronische Entzündung der Schilddrüse wird über viele Jahre hinweg Schritt für Schritt Gewebe zerstört. So bleibt zuletzt zu wenig Schilddrüsenparenchym für eine ausreichende Hormonproduktion übrig.
  • Jodmangel
    Bei ausgeprägtem Mangel des Spurenelementes Jod kann die Schilddrüse nicht ausreichend Hormon produzieren. Sie reagiert mit einer Vergrößerung des Organs (Struma), dennoch besteht eine hypothyreote Stoffwechsellage. Durch jodiertes Speisesalz kommt dies kaum mehr vor. 
  • Schilddrüsenoperation oder Radiojodtherapie
    Nachdem die Schilddrüse mittels Operation entfernt wurde oder durch eine Radiojodtherapie zerstört wurde, findet naturgemäß keine Hormonproduktion mehr statt. Wird die Hälfte der Schilddrüse bei einer Operation entfernt, so reicht das halbe Organ bei manchen Patienten aus, um den Körper mit Hormonen zu versorgen; die meisten Patienten benötigen aber eine Substitutionstherapie. Der Körper ist nun auf eine ausreichende Zufuhr von Schilddrüsenhormon über Medikamente angewiesen. 
  • Medikamente
    Manche Medikamente können als unerwünschte Wirkung eine Schilddrüsenunterfunktion bewirken, beispielsweise Lithium-hältige Antidepressiva. 

 

Häufigkeit

Etwa jede 20. Person leidet unter einer Schilddrüsenunterfunktion. Frauen sind häufiger betroffen. Bei Neugeborenen zeigt sich mit einer Häufigkeit von 1:3400 eine angeborene Schilddrüsenunterfunktion.

 

Diagnose

Bei Schilddrüsenerkrankungen sind immer Anamnese, Tastbefund, Ultraschall der Schilddrüse, Schilddrüsenszintigrafie und eine Laboruntersuchung nötig, um fundiert eine Diagnose stellen zu können.

 

Therapie

Zur Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion kann das Hormon Thyroxin in Tablettenform eingenommen werden. Die Einstellung auf den korrekten Wert erfolgt über die Kontrolle des Laborparameters TSH. Bei korrekter Dosierung ist die Substitutionstherapie praktisch nebenwirkungsfrei.
Eine Operation ist bei der Schilddrüsenunterfunktion nicht nötig.

Hashimoto-Thyreoiditis

Bei der Hashimoto-Thyreoiditis handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der in der Schilddrüse durch körpereigene Antikörper eine Entzündungsreaktion ausgelöst wird. Der Name stammt von dem japanischen Chirurgen Hakaru Hashimoto, der in Berlin tätig war und die Erkrankung 1912 erstmals beschrieb.
Der Verlauf ist meist chronisch – zu Beginn ist die Schilddrüsenfunktion normal (es kann aber auch eine Über- oder Unterfunktion vorliegen). Im Verlauf der Jahre wird die Schilddrüse chronisch geschädigt, so dass sich meist eine Unterfunktion (Hypothyreose) einstellt. 

Typischerweise finden sich im Blut die beiden Antikörper:

  • Tg-Ak (Thyreoglobulin-Antikörper)
  • TPO-Ak (Thyreoperoxydase- Antikörper)

Die PatientInnen (Frauen sind bis zu 9x häufiger betroffen) leiden meist unter den Symptomen einer Hypothyreose. Durch die chronische Entzündung kann die Schilddrüse auch diffus vergrößert sein (Struma), was beim Fortschreiten der Erkrankung spürbar wird. 

Eine ursächliche Therapie ist bedauerlicherweise nicht vorhanden. Die Symptome der Hypothyreose werden durch Hormontherapie mittels L-Thyroxin ausgeglichen und so eine reguläre Stoffwechsellage hergestellt. 

Morbus Basedow

Diese Autoimmunthyreopathie geht klassischerweise mit einer Hyperthyreose einher. Für die Erkrankung wurde eine klassische Trias beschrieben und kommt etwa bei 50% vor:

  1. Struma (vergrößerte Schilddrüse)
  2. Exophthalmus (Hervortreten der Augen)
  3. Tachykardie (Herzrasen)

Es werden Autoantikörper gegen die TSH-Rezeptoren (TRAK) an der Schilddrüse gebildet. Diese führen zu einer dauerhaften Stimulation, sodass einerseits vermehrt Hormone ausgeschüttet werden und andererseits die Schilddrüse kontinuierlich wächst. 

Die Symptome entsprechen denen der Hyperthyreose. Eine Therapie ist mittels Radiojodtherapie oder Operation (Thyreoidektomie) möglich. In der Schwangerschaft und Stillzeit darf die Radiojodtherapie nicht durchgeführt werden. Die Operation ist vor allem dann zu wählen, wenn die Schilddrüse bereits vergrößert ist.

Karzinome

Bei gesichertem Schilddrüsenkrebs muss eine radikale Operation durchgeführt werden. Zusätzlich zur Schilddrüse werden die Lymphknoten des zentralen Halskompartments entfernt. Wenn auch im seitlichen Kompartment Lymphknoten betroffen sind, so wird die Operation entsprechend erweitert – dies ist präoperativ durch den Ultraschall feststellbar. 

Man kann zwischen 4 verschiedenen Karzinomen der Schilddrüse unterscheiden:

  • Papilläres Karzinom
  • Follikuläres Karzinom
  • Medulläres Karzinom / C-Zell Karzinom
  • Anaplastisches Karzinom

Hyperparathyreoidismus

Hierbei handelt es sich um eine Überfunktion der Nebenschilddrüse, die durch eine vermehrte Produktion von Parathormon (PTH) gekennzeichnet ist. Folglich ist auch das Calcium chronisch erhöht und führt zu Beschwerden. 

Es gibt verschiedene Formen, am häufigsten kommt der primäre Hyperparathyreoidismus vor, bei dem eine Nebenschilddrüse eine Überfunktion entwickelt und dadurch auch vergrößert ist. Die Therapie besteht nach einer exakten präoperativen Diagnostik, die auch ein F-18-FDG-PET/CT beinhaltet, in der chirurgischen Entfernung der betroffenen Nebenschilddrüse. 

Operation

Wann muss operiert werden?

Diese Entscheidung trifft üblicherweise ein Endokrinologe oder Nuklearmediziner – diese Fachrichtungen beschäftigen sich mit der Abklärung und Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen. 

Immer muss eine Operation bei gesichertem Krebs oder Verdacht auf ein Schilddrüsenkarzinom erfolgen. Es gibt auch Knoten, die zwar nicht eindeutig bösartig sind, aber ebenso nicht sicher gutartig sind – hier sind einerseits regelmäßige Kontrollen möglich, aber auch die Operation kann in diesem Szenario durchgeführt werden.
Bei Knoten oder Zysten, die durch Druckgefühl oder Schluckbeschwerden störend sind, sollte ebenso eine Operation durchgeführt werden.
Sollte eine Hyperthyreose, also eine Schilddrüsenüberfunktion, nicht ausreichend beherrschbar sein, so ist ebenso die Operation anzuraten. So kann postoperativ der Hormonhaushalt medikamentös gut eingestellt werden.
Gerne berate ich Sie bezüglich Ihrer persönlichen Situation und kläre, ob ein Eingriff indiziert ist. 

 

Untersuchungen vor der Operation

Vor einem Eingriff müssen gewisse Untersuchungen und Laborwerte eingeholt werden. Hier eine Auflistung der Mindestanforderungen:

  • Sonografie der Schilddrüse
  • Schilddrüsenszintigrafie
  • TSH, T3, T4
  • Calcitonin
  • Vit. D, PTH, Ca
  • HNO-Befund (Stimmlippenbeweglichkeit)

 

Ablauf im Krankenhaus

Die Aufnahme im Krankenhaus erfolgt entweder nüchtern am Tag der Operation oder auf Wunsch auch gerne am Vortag. Vor allem bei längerer Anreise kann dies angenehm sein. 

Sollten noch offene Fragen bestehen, werden diese geklärt – die detaillierte Aufklärung selbst ist bereits zuvor in der Ordination erfolgt. 

Am Tag der Operation müssen Sie ab Mitternacht nüchtern sein; bis 2 Stunden vor dem Eingriff können schluckweise klare Flüssigkeiten getrunken werden. 

Nach dem Eingriff bekommen Sie noch am selben Tag abends ein Essen serviert. Manche PatientInnen reagieren auf die Narkose mit Übelkeit, daher sollten Sie als erste Mahlzeit leichte Kost zu sich nehmen. 

Da die Wunde vollständig verschlossen ist, können Sie sich bereits direkt nach der Operation duschen und pflegen. Sollte eine Drainage eingelegt werden, so wird diese in der Früh des 1. postoperativen Tages entfernt. 

Üblicherweise erfolgt die Entlassung aus dem Krankenhaus nach der Morgenvisite des 2. postoperativen Tages. Da die Hautnaht resorbierbar ist, ist keine Nahtentfernung nötig. 

 

Operationsschritte

Die Operation selbst läuft standardisiert ab. Die Häufigsten Eingriffe sind die Hemithyreoidektomie, also die Entfernung der linken oder rechten Seite, sowie die Thyreoidektomie, die vollständige Schilddrüsenentfernung. 

  • Sie werden am Rücken liegend gelagert
  • Der Eingriff wird immer in Vollnarkose durchgeführt
  • Es erfolgt der ca. 4-5cm lange Hautschnitt, möglichst in einer Hautfalte
  • Ein Nervensignal vom Nervus vagus wird abgeleitet – so wird überprüft ob der Stimmbandnerv funktioniert
  • Die 4 Nebenschilddrüsen werden dargestellt und geschont, besonders wird auf die feinen Gefäße geachtet, die für die Durchblutung nötig sind
  • Der Stimmbandnerv (Nervus laryngeus rekurrens) wird identifiziert und von der Schilddrüse abpräpariert
  • Das Gewebe – entsprechend der geplanten OP – wird entnommen und zur Aufarbeitung eingeschickt
  • Nochmalige Überprüfung des Vagus-Signals, somit ist bestätigt, dass der Stimmbandnerv intakt ist
  • Eine Überdruckbeatmung belastet beabsichtigt das Gefäßsystem, so werden auch winzige Blutungen provoziert und können gestillt werden
  • Die Hautnaht erfolgt intrakutan möglichst in einer Hautfalte, damit das kosmetische Ergebnis ideal wird

 

Mögliche Komplikationen einer Schhilddrüsen-Operation

Generell ist zu sagen, dass Schilddrüseneingriffe sehr standardisiert durchgeführt werden und es selten Schwierigkeiten oder Probleme gibt. Dennoch ist die Operation aufgrund der Nähe zum Stimmbandnerv und zu den Nebenschilddrüsen nur in geübten Händen sicher. Zum Komplikations-Spektrum gehören:

  • Stimmbandnervlähmung (Rekurrensparese) mit folglicher Heiserkeit
  • Nebenschilddrüsenunterfunktion (postoperative Hypoparathyreoidismus)
  • Nachblutung
  • Wundheilungsstörung

Wie erwähnt sind diese Komplikationen sehr selten – sowohl die Lähmung des Stimmbandnerv, als auch die Unterfunktion der Nebenschilddrüsen sind meist temporäre Erscheinungen und erholen sich wieder. 

 

Intraoperatives Neuromonitoring

Das Neuromonitoring verdient es, gesondert erwähnt zu werden. Es ist eine bedeutsame technische Entwicklung, die Operationen in der Nähe des Stimmbandnervs massiv verbessert und sicherer gemacht hat. 

Der Stimmbandnerv kann durch die Sonde direkt stimuliert werden, so kann während der Operation jederzeit die Funktion des Nervs überprüft werden. Des Weiteren ist es möglich, den Nervus vagus zu stimulieren, aus welchem der Nervus laryngeus recurrens entspringt. So wird der gesamte Verlauf des Nervs geprüft – durch Anbringen einer kleinen weichen Sonde am Nervus Vagus kann auch eine kontinuierliche Überprüfung des Nervs während der gesamten Operation erfolgen.