Dr. Kurosch Borhanian

Facharzt für Chirurgie

Proktologie ・ Endoskopie ・ Venen & Ästhetik ・ Schilddrüsenchirurgie

Hämorrhoiden

Hämorrhoidalleiden, Hämorrrhoidalplexus, Hämorriden 

 

Hämorrhoiden sind eine häufige Erkrankung des Enddarmes, die oft mit Beschwerden wie Juckreiz, Brennen und Schmerzen einhergehen. Oft ist die Diagnose rasch möglich und die Behandlung unkompliziert.

Übersicht

Definition

Hämorrhoiden sind Schwellkörper die aus einem feinen Netzwerk von kleinen Gefäßen bestehen und bei jedem gesunden Menschen vorkommen. Sie dichten den Enddarm ab und dienen dem Feinverschluss des Afters, die den Mastdarm von Gasen sowie flüssigem Stuhl abdichten. 
Genau genommen ist erst eine Vergrößerung dieses Gefäßpolsters krankhaft und kann Beschwerden verursachen – dann spricht man von einem Hämorrhoidalleiden. Da Erkrankungen des Enddarmes für viele Menschen ein Tabuthema sind wird der Arztbesuch oft hinausgezögert obwohl sich das Krankheitsbild leicht diagnostizieren und behandeln lässt.

Schweregrade

Hämorrhoiden werden in vier Schweregrade eingeteilt, je nachdem, wie stark sie sich vergrößert haben und ob sie hervorstehen:

  • Grad I – die Hämorrhoiden wölben sich auch beim Pressen nicht hervor und verursachen in der Regel keine Beschwerden.
  • Grad II – die Hämorrhoiden treten beim Pressen nach aussen hervor, bei Entspannung ziehen sie sich aber wieder zurück oder sind mit dem Finger zurückschiebbar. Im Stadium II verursachen sie oft Blutungen während des Stuhlgangs.
  • Grad III – bereits in Ruhe sind die Hämorrhoiden extern sichtbar, können aber manuell zurückgeschoben werden.
  • Grad IV – die Hämorrhoiden sind stark vergrößert und nicht mehr zurückschiebbar.

 

Ursachen

Die wichtigste Ursache für Hämorrhoiden ist die Verstopfung: Bei chronischer Verstopfung wird beim übermäßigen Pressen während des Stuhlganges der Blutdruck im Beckenbereich erhöht, so fließt vermehrt arterielles Blut in den Schwellkörper. Auf diese Weise werden aus normalen Schwellkörpern übergroße ballonartige Polster – es kommt zum Hämorrhoidalleiden.

Eine familiäre Veranlagung sowie schwächeres Bindegewebe im Alter spielen wahrscheinlich ebenso eine Rolle. Faktoren die das Auftreten begünstigen sind:

  • Chronische Verstopfung 
  • Harter Stuhl und starkes Pressen beim Stuhlgang
  • Häufiger Durchfall
  • Langes Sitzen und Bewegungsmangel
  • Schwangerschaft & Geburt
  • Schweres Heben
  • Übergewicht
  • Ballaststoffarme Ernährung

Symptome

Anfangs sind Hämorrhoiden oft symptomlos und verursachen keine Beschwerden. Im Verlauf der Erkrankung sind die Symptome oft unspezifisch und sind je nach Patient unterschiedlich. Diese Warnzeichen sollten sie zu einer weiteren Abklärung veranlassen:

  • Fremdkörper- oder Druckgefühl am After – ein weicher Knoten bzw. eine Vorwölbung, die man in den Anus zurückschieben kann.
  • Blut im Stuhl bzw. am Stuhl und hellrotes Blut am Toilettenpapier nach dem Abwischen.
  • Jucken und Brennen am After
  • Nässender After, der schwer zu reinigen ist. Auch Schleimabgänge können vorkommen
  • Anale Schmerzen, die bei fortgeschrittenem Grad auftreten können.

Diagnose

Um Hämorrhoidalknoten zu diagnostizieren wird zuerst eine Inspektion des Anus durchgeführt. In Ruhe kann man so bereits Hämorrhoiden Grad III und Grad IV diagnostizieren. Wird nun vom Patienten der Pressakt ausgeführt, so kommen auch Hämorrhoiden Grad II zum Vorschein, die sich bei Entspannung wieder zurückziehen. 

Anschließend muss eine Proktoskopie durchgeführt werden. Die Untersuchung erfolgt durch das Einführen eines starren Rohres mit einer Lichtquelle, so können die letzten Zentimeter des Enddarmes eingesehen werden und auch Hämorrhoiden im Anfangsstadium – also Grad I – detektiert werden. 

Behandlung

Die Behandlung von Hämorrhoiden hängt vom Schweregrad ab und erfolgt somit stadiengerecht. Da anfangs meist wenig Beschwerden bestehen können nicht-chirurgische Maßnahmen und Lebensstiländerungen helfen:

  • Weicher Stuhl
    Auf eine ballaststoffreiche Ernährung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr sollte geachtet werden – 1,5 bis 2 Liter täglich werden empfohlen.
    Ballaststoffe finden sich in Vollkornprodukten, Obst und Gemüse, in Hülsenfrüchten (Erbsen, Linsen, Bohnen), Samen (Leinsamen, Flohsamen) so wie Nüssen.
  • Bewegung
    Ein bewegter Körper bedeutet ein bewegter Darm – somit kommt es zu weniger Verstopfung.
  • Kein Handy beim Toilettengang
    Ein zu langes Sitzen auf der Toilette erhöht den Druck auf die Hämorrhoiden und bringt sie so mit der Zeit ebenso zum Anschwellen.
  • Analhygiene
    Bei der Reinigung nach dem Toilettengang sollte Reibung möglichst vermieden werden. Dazu verwenden sie Feuchttücher auf reiner Wasserbasis (meist in der Babyabteilung erhältlich). Falls ihre Haut sehr empfindlich ist empfiehlt sich das Ausduschen mit Wasser in einem Bidet – dies ist die schonenste Form der Säuberung.
    Rauhes und trockenes Toilettenpapier sollte vermieden werden.
  • Sitzbäder
    Nicht jeder mag es, aber Sitzbäder können lindernd wirken. Vor allem wenn sie mit entzündungshemmenden Substanzen durchgeführt werden wie z.B. Kamille, Eichenrinde, Arnika, Teebaumöl oder Hamamelis (Zaubernuss). Der Effekt hält sich jedoch in Grenzen und das zugrundeliegende Problem wird nicht gelöst.
  • Salben
    Salben können für unterschiedliche Zwecke verwendet werden – ich empfehle die Absprache mit einem Arzt. Je nach Präparat sind unterschiedliche Substanzen mit verschiedenen Wirkmechanismen enthalten:
    – Zink, Panthenol (Provitamin B5), Aloe Vera und Hamamelis verbessern die Wundheilung bei offenen Stellen
    – Salben mit örtlichem Betäubungsmittel (Lidocain bessern Juckreiz und Schmerzen
    – Kortison wirkt entzündungshemmend, aufgrund der negativen Langzeitwirkungen sollten kortisonhältige Salben aber nur kurzfristig angewandt werden.
  • Tabletten
    Präparate mit  Flavonoiden aus Bitterorangen (Disomin, Hesperidin) unterstützen die Widerstandskraft kleiner Blutgefäße sowie die Erhöhung des venösen Tonus und verbessern somit Hämorrhoidalbeschwerden auf natürliche Art und Weise. 
  • Zäpfchen
    Gibt es mit unterschiedlichsten Wirkstoffen – sie können bei längerer lokaler Einwirkzeit ebenso Beschwerden lindern.

 

Wenn konservative Maßnahmen nicht helfen…

Gummibandligatur

Bei Grad II sowie III können bei Beschwerden Gummibänder auf die Hämorrhoidalpolster gesetzt werden. Diese werden so abgeschnürt und das Gummibändchen fällt nach wenigen Tagen mit einem Teil des Hämorrhoidalknotens ab. So kommt es zu einer Verkleinerung und Beschwerdebesserung. Die Gummibandligatur kann mehrfach bis zum gewünschten Therapieerfolg wiederholt werden.

Infrarottherapie und Sklerosierungstherapie

Dabei wird das Gewebe oberhalb der Hämorrhoidalpolster mittels Infrarotlicht bestrahlt oder  mit dem Einspritzen von Substanzen (Chinin-Harnstoff, Phenollösung) zur Vernarbung gebracht. In Folge kommt es zu einer Schrumpfung der Hämorrhoidalpolster.

Operation

Im fortgeschrittenen Stadium kann eine chirurgische Behandlung nötig werden. Hier stehen verschiedene Operationstechniken zur Verfügung, denen gemein ist, dass die überschüssigen Hämorrhoidalpolster reseziert werden.

HAL-RAR

(haemorrhoidal artery ligation mit recto-anal repair)
Auch Morinaga-Methode genannt, da sie ursprünglich aus Japan stammt. Sie wird bei Grad III und IV eingesetzt. Bei der Operation werden die arteriellen Zuströme zu den Hämorrhoidenknoten mit einer speziellen Ultraschallsonde aufgesucht und durch Nähte unterbunden. Dadurch schrumpfen die Hämorrhoiden und die Blutungsneigung nimmt ab. Anschließend werden nach außen prolabierende Hämorrhoidalknoten rückverlagert. 

Milligan-Morgan, Ferguson, Parks

Bei diesen klassischen Hämorrhoiden-Operationen werden die Hämorrhoiden chirurgisch vollständig entfernt. Folgende Unterschiede bestehen beim Wundverschluss:

  • Milligan-Morgan: die Wunde wird offen belassen
  • Ferguson: die Wunde wird mittels selbstauflösender Naht verschlossen
  • Parks: die Wunde wird T-förmig verschlossen, ein Teil wird offen belassen

Operation nach Longo 

Die Hämorrhoiden selbst werden durch diesen Eingriff nicht entfernt, sondern die Schleimhaut oberhalb der Hämorrhoiden wird gerafft. Dies geschieht mit einem runden Klammer-Gerät. Mit der Entfernung der Schleimhaut oberhalb der Hämorrhoiden werden die zuführenden Gefässe durchtrennt und die Schleimhaut an der Darmwand fixiert. Dies führt dazu, dass die Hämorrhoiden nach oben gezogen werden und so nicht mehr prolabieren. Zusätzlich wird der Enddarm etwas verkürzt.

Marisken (Hautfalten)

Zu erwähnen sind noch die meist harmlosen Marisken – bei erfolreich behandelten Hämorrhoiden können als Residuen Hautfalten zurückbleiben. Diese bereiten meist keine Beschwerden, können jedoch bei der Analhygiene problematisch sein, da sich Stuhlreste zwischen den Falten ansammeln kann und nur hartnäckig entfernen lässt. In diesem Fall kann eine Entfernung der Mariske in lokaler Betäubung durchgeführt werden.

Vorbeugen

Es gibt verschiedene Maßnahmen, um das Risiko von Hämorrhoiden zu verringern. Dazu gehören eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, regelmäßige körperliche Bewegung, Vermeidung von langem Sitzen auf der Toilette und das Vermeiden von starkem Pressen während des Stuhlgangs.

Verlauf

Der Verlauf von Hämorrhoiden kann je nach Schweregrad und Behandlung variieren. Bei rechtzeitiger Behandlung und einer gesunden Lebensweise können die Symptome oft gelindert werden und die Hämorrhoiden können schrumpfen oder verschwinden. In fortgeschritteneren Fällen können jedoch wiederkehrende Symptome auftreten, die möglicherweise eine fortgesetzte Behandlung erfordern.

Abschließend ist es wichtig zu betonen, dass Hämorrhoiden eine häufige Erkrankung sind und in den meisten Fällen gut behandelbar sind. Bei anhaltenden oder schweren Symptomen sollten Sie jedoch immer einen Arzt aufsuchen, um eine angemessene Diagnose und Behandlung zu erhalten.